Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

14.08.2025

Lektionen aus dem Autokino

Zum ersten Mal machen wir uns auf den Weg, um im Autokino einen Film anzusehen. Der Gutschein dazu schlummert schon fast zwei Jahre in der Schublade. Passenden Film online ausgewählt, Snacks dazugebucht und losgefahren zum großen Event. Dass ab 130 Minuten ein Film Überlänge hat und der Eintritt 2 Euro mehr kostet, schmälert den Gutschein, aber nicht unsere Erwartungen und Vorfreude. Dass unser ausgewählter Film 131 Minuten dauert und somit 1 Minute Überlänge hat, zieht den Film minimal, unser Gesicht maximal in die Länge.

Im Autokino angekommen, haben wir einige Lektionen gelernt: Es ist ratsam, die Licht- und Radiotechnik des Autos perfekt zu beherrschen. Damit andere Kinobesucher nicht geblendet werden und man im Auto den Ton des Films hört. Letzteres ist nur beim Stummfilm einerlei. Weiter ist es sinnvoll, die Windschutzscheibe sauber und klar zu haben, damit man einen guten Durchblick auf die Leinwand hat. Logisch. Unser Gutschein beinhaltete auch Snacks, die zum Auto gebracht werden. Für die Pommes mit Mayo und Ketchup hätte sich ein Handtuch auf der Hose angeboten, für den Kronkorken auf dem alkoholfreien Radler wäre ein Öffner hilfreich gewesen. Letzteres hatten die freundlichen Autokinobesucher im Nachbarauto.

Kurzum: Wir haben den Abend genossen und einiges gelernt, was den Besuch in einem Autokino betrifft. Gedanklich hängen geblieben bin ich an dem alkoholfreien Radler. Irgendwie klar, dass es in einem Autokino alkoholfreies Radler gibt. So, wie es ausschließlich alkoholfreie Getränke dort gibt. Egal, ob der Fahrer oder der Beifahrer etwas trinken wollen. Getränke mitbringen, ist nicht erlaubt.

Manchmal sind im Leben die Dinge glasklar geregelt: Autokino = alkoholfreie Getränke. Weil anschließend noch nach Hause gefahren wird. Es wäre grotesk, der Betreiber des Autokinos würde sagen: Ach, egal, wir servieren Weizenbier und Schnaps. Diese Null-Promille-Regel bewahrt vor größerem Schaden.

Im Leben ist es oft anders: Menschen kennen die Regeln, wissen, was richtig und falsch ist – halten sich aber nicht daran. Warum? Vielleicht mangelt es an Selbstkontrolle oder die Regel widerspricht Bedürfnissen und Wünschen, also der persönlichen Freiheit. Warum tun schlaue Leute dumme Dinge?

Klar: Regeln beschneiden Freiheiten. Vordergründig. Beim genaueren Hinsehen wird festgestellt: Freiheiten werden durch Regeln gesichert. Für einen selbst und andere. Dazu dient nicht nur das Alkoholverbot im Autokino, sondern zum Beispiel auch die Zehn Gebote (Die Bibel. 2.Mo.20,2ff): Sie bieten einen geregelten Rahmen, in dem Freiheit sich entfalten kann. Gut, wenn man sich an ihnen orientiert. Wer kann sie auswendig aufzählen?

Bleiben Sie gesund und behütet.

Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

→ zum Archiv→ Home