Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

05.06.2025

Be-Geist-erung

Wer begeistert an Pfingsten? Wer ist der Herr des Pfingstgeistes? Gott selbst, nicht unsere Geistigkeit; der Spiritus Sanctus (Heiliger Geist), nicht unser Esprit; Be-Geist-erung von Gott, von ganz oben, nicht unsere (manchmal) kopflose Begei­sterung von etwas. Von oben muss es kommen!

Christen feiern an Pfingsten die Ausgießung des Heiligen Geistes. Was heißt das? Die katholische Theologin Dorothea Sattler spricht von einer vergessenen Dimension Gottes: Dass Jesus als Mensch in diese Welt kam, ist anschaulich. Er lebte bei und mit den Menschen. Sich den Heiligen Geist konkret vor Augen zu führen, fällt viel schwerer.

Gottes Geist feiern wir an Pfingsten – nicht unseren Geist! Heiliger Geist und menschliche Begeisterung, das sind zweierlei Paar Schuhe. Es gibt genug unheiligen Geist, sprich menschliche Begeisterung: Törichte Begeisterung, die Menschen zu kopflosen, geistlosen Fans (Abkürzung von Fanatiker!) macht. Zum Beispiel dann, wenn Feuerwerkskörper durchs Stadion fliegen oder Verkehrsschilder aus Wut oder Willkür zerstört werden. Kritische Abgrenzung ist notwendig.

Seit etwa 2000 Jahren feiern Christen an Pfingsten den Geburtstag christlicher Gemeinden und Kirchen. In ihrer Prägung und Gestaltung geistlichen Lebens sind sie unterschiedlich unterwegs. Und das ist gut so. In dieser Unterschiedlichkeit werden sie gebraucht, um eine vielschichtige, skeptische und auch von Kirche und Gemeinde verletzte postchristliche Gesellschaft anzusprechen und auf sie zuzugehen.

In verschiedenen Zusammenschlüssen arbeiten christliche Kirchen und Gemeinden bewusst zusammen, um die verbindenden Elemente zu feiern. Trennendes wird beiseitegelassen. Was eint, das zählt und überwiegt.

Der Heilige Geist schafft Verbindung – vertikal und horizontal. Gott kommt nicht an seine Grenzen, angesichts der Bedürftigkeit seiner von ihm ins Leben gerufenen Kirchen und Gemeinden. Er kommt in seinem Heiligen Geist an unsere Grenzen. Mehr noch: Er überwindet Grenzen, die Sprache, Kultur oder soziale Stellungen schaffen. Er spricht, transformiert und bestätigt, dass sich Christen als Gottes Kinder bezeichnen dürfen. Gottes Geist seufzt und leidet mit, wenn die Schöpfung leidet. Und wenn Christen zweifeln, vielleicht sogar verzweifeln, an sich, ihrem Glauben und an dieser Welt, dann vertritt Gottes Geist sie im Gebet. (Röm.8,22.23.26).

Pfingsten: Wir feiern das Geschenk des Heiligen Geistes: Gott selbst will bei, will in uns wohnen. Gottes ureigenes Leben in uns — das ist Pfingsten! Be-Geist-erung, die von oben kommt.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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