Manche Menschen fürchten sich vor der Nacht. Die einen wegen zu erwartender Schlaflosigkeit, die anderen wegen zu erwartender Alpträume. Dann kann eine Nacht beängstigend oder zäh sein. Vor allem bietet sie wenig erholsamen Schlaf. Dunkel, das ist der Ort der Gefährdung.
Gott will im Dunkel wohnen
, diesen Vers aus dem ersten Buch der Könige (8,12)
nimmt Jochen Klepper (1903-1942) 1937 in der fünften Strophe in seinem Adventslied Die Nacht ist vorgedrungen
(Ev. Gesangbuch Nr. 16) auf.
Mich verwundert die gewählte Location: Gott will im Dunkeln wohnen? Nicht im Scheinwerfer- und Rampenlicht? Da wo wir die Mächtigen und Stars vermuten. Gott will ernsthaft im Dunkeln wohnen? Das Lied bewegt mich, denn es spricht nicht von der hellen Weihnachtsfreude, sondern vom Weinen, von Finsternis, von menschlichem Leid – aber auch von Hoffnung.
Nachterfahrungen machen wir alle oder es gibt sie nur wenige Türen von uns entfernt.
Oft verbunden mit der Frage nach dem Warum?
.
Nach dem Sinn des Lebens.
Nach der Allmacht und Liebe Gottes.
Klepper bekennt: Gott will im Dunkel wohnen.
Auch in der Ausweglosigkeit.
Welche Dunkelheit in deinem Leben öffnet Gott die Türe, damit er darin wohnen kann?
Advent: wir zünden nicht nur Lichter in diesen dunklen Tagen an, sondern lassen Gott selbst hinein kommen in unsere dunkle, kleine Welt. Das ist der tiefste Sinn von Advent: Gott kommt in Jesus Christus in unsere Welt. In meine Welt. In meine Dunkelheit, auch ins Licht, aber – und das ist so wichtig – in meine Dunkelheit und die Dunkelheit der Welt. Ich muss nicht mehr orientierungslos im Dunkel umhertappen, seit der Stern mir einen Weg mitten in der Nacht eröffnet hat. Das Dunkel kann mich nicht mehr wirklich halten. Ich kann es nicht wegwischen, aber ich kann mein Leben damit gestalten, sogar umgestalten.
Und daraus erwächst: Licht sein für andere, das ist unsere Lebensaufgabe als Christen.
Unser Glaube darf für zweifelnde Menschen leuchten.
Hoffnung soll für verzweifelte Menschen strahlen.
Und helfende Liebe notleidende Menschen ermutigen.
Ihr seid das Licht der Welt!
, sagt Jesus in seiner Bergpredigt.
Sicher: oft erscheint alles immer noch so dunkel.
Noch will das Alte unsere Herzen quälen!
, dichtet Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) in seinem Lied von den guten Mächten
.
Daher nochmal die Frage: Welche Dunkelheit in deinem Leben öffnet Gott die Türe, damit er darin wohnen kann?
Bleiben Sie gesund und behütet.
Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde