Was mache ich denn mit Ihnen?
, fragt die Dame an der Anmeldung, als ich versehentlich eine Stunde zu früh bei der Physiotherapie ankomme.
Stirnrunzeln und Achselzucken auf beiden Seiten.
Nebenan, vor dem Supermarkt, gibt es eine Bank mit Tisch, dort lasse ich mich wartend nieder bis die Stunde vorüber ist und ich an der Reihe bin.
Im kurzen Telefonat mit meiner Frau, empfiehlt sie mir, die Zeit zum Gebet zu nutzen.
Das tue ich.
Es gibt genug Anliegen.
Aus der Gemeinde.
Aus dem Familienleben.
Persönliches.
Politik und Weltgeschehen.
Die Zeit scheint zu kurz für die vielen wichtigen Themen.
Zwischendrin hole ich mir im Supermarkt ein Retro-Brötchen
, wie es die Verkäuferin nennt.
Kleiner Pausensnack und Nervennahrung.
Ja, solche Brötchen aßen wir vor 50 Jahren: Schokokuss im Brötchen. Da ich kein Portemonnaie dabeihabe, zahle ich das Retro-Brötchen mit der Wallet-App. Vergangenheit und Zukunft begegnen sich. Manchmal bin ich noch gar nicht in der Zukunft angekommen. Halte eher an der Vergangenheit, an Vertrautem fest. Die gute alte Zeit... Und manchmal ist es umgekehrt: Die Zukunft hat begonnen und die digitalen Vorzüge werden genutzt.
Während dieser Zeit, vor dem Supermarkt, setzt sich plötzlich eine Person zu mir.
Bevor ich fragen kann: Wo kommst du denn her?
fließen schon die Tränen.
Klage über Hürden in der Bürokratie, Schwierigkeiten in der Verwandtschaft, langanhaltende Schmerzen und fehlende Nervenstärke kommen zur Sprache.
Ich höre zu.
Retro-Brötchen und Wallet-App treten in den Hintergrund.
Vergangenheit und Zukunft spielen keine Rolle.
Jetzt zählt der Augenblick.
Die Gegenwart.
Menschliche Sorgen und Grenzen sind die Realität.
Gemeinsam beten wir. Auf der Bank vor dem Supermarkt. Gemeinsam benennen wir die bedrückenden Sorgen dem, der die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kennt. Dem, der gestern, heute und morgen derselbe ist (Hebr.13,8). Das ent-lastet.
Es tut gut zu wissen, dass alle Sorgen dem gehören, der sie auch ent-sorgen kann. Der, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kennt und umspannt.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde