Die Monate September und Oktober sind meine persönlichen Lieblingsmonate im Kalenderjahr. Es ist nicht mehr so heiß, Frühnebel steigen auf, die Blätter färben sich, Altweibersommer genießen und Obst und Kartoffeln ernten. Der Herbst kündigt sich an mit seinen gemütlichen Stunden vor dem Kaminofen. Ich liebe diese Zeit!
Geistlich sind diese Monate vom Danke sagen geprägt: Gott, dem Schöpfer und Erhalter dieser Welt, Danke sagen für sein gnädiges Versorgen.
Dieser Dank findet seinen Höhepunkt im Feiern des Erntedankfestes, aber auch in der jährlich wiederkehrenden Erinnerung am Geburtstag an den,
der das Geburtstagskind gewollt und gemacht hat.
Beides gehört zur ersten Aussage im Glaubensbekenntnis: Ich glaube an Gott, den Vater, den Schöpfer Himmels und der Erden.
Kürzlich hatten wir Besuch aus Malaysia. Unserem Besucher wollte ich das beste Brot servieren, das Babenhausen zu bieten hat. Der Tisch war überreich gedeckt mit Marmelade und Aufschnitt, duftender Kaffee und Blumen, gekochte Eier und Obst, Honig, Saft und Joghurt. Das ist nicht immer so bei uns, aber für die Gäste nur das Beste! Voller Begeisterung über die noch warme Brotscheibe konnte ich nicht abwarten - und startete mit einem herzhaften Biss, während mein Gegenüber die Augen schließt und ein Dankgebet spricht. Wie peinlich für mich. Peinlich gegenüber meinem Gast, noch peinlicher gegenüber meinem himmlischen Geber aller Gaben.
Dabei ist das Tischgebet bei uns zu Hause eine Selbstverständlichkeit! Wie so oft: Der Mensch freut sich über die Gaben – darüber wird das Danken gerne vergessen. Die üppige Versorgung ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Der Geber aller Gaben fällt sprichwörtlich unter den (Gaben-) Tisch.
Das Tischgebet hinterfragt das Lebensgefühl, was wir wirklich zum Leben brauchen
– in einer konsumorientierten Gesellschaft, in der uns mehr
als besser verkauft wird.
Es lädt ein, an die zu denken, die weniger oder gar nichts zum Essen haben.
Sie sind in unser Gebet eingeschlossen.
Reihum geschah unser Tischgebet, als wir noch zu sechst am Tisch saßen. Jedes Kind sprach sein eigenes gelerntes Gebet vor jeder Mahlzeit. Das Tischgebet: Ausdruck der Beziehung zu Gott. Manchmal wird der Dank vor der Mahlzeit auch gesungen. Innehalten und Danke sagen. Ein kleines Erntedankfest vor jeder Mahlzeit.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde