Gemeinsam fahren Opa und Enkelkind zu einem Waldstück.
Wir wollen nachschauen, wie die Naturverjüngung auf dem Grundstück Gestalt annimmt.
Eine Vielfalt an jungen Pflanzen – dicht an dicht – findet hier einen Lebensraum.
Neuer Wald entsteht.
Mit meiner Enkeltochter, die auf meinen Schultern sitzt, spaziere ich über das Waldstück, wie der Storch über die Wiese,
den Blick nach unten gerichtet und aufzählend werden Baumarten genannt, die miteinander wachsen wollen.
Das Bäumchen hier will eine große Fichte werden
, erkläre ich.
Dort wächst eine Buche, daneben eine Eberesche.
Meine eigene Begeisterung über die Vielfalt der Naturverjüngung,
namentlich Birke, Ahorn, Eiche, Kirsche, Espe, kommt bei der Enkelin gut an:
Wenn ich groß bin, will ich auch ein eigenes Waldstück haben!
, lautet ihr Fazit am Ende des Spaziergangs.
Der Opa freut sich über das Vorhaben der Enkelin und denkt: Pädagogisches Ziel erreicht! Einmal mehr zeigt sich, wie Kinder und Enkel von ihren Eltern oder Großeltern lernen, abschauen und nachmachen, was vorgemacht wird. Unsere Worte haben bei Weitem nicht den pädagogischen Einfluss, wie unsere Taten. Stichwort: Nonverbale Kommunikation.
Wen wollen Sie prägen und welche pädagogischen Ziele verfolgen Sie?
Welche Werte wollen Sie vermitteln?
Und welche Werte leben Sie vor?
Unser Lebensumfeld prägt und formt uns.
Johann Wolfgang von Goethe kommt zu dem Schluss:
Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist;
weiß ich, womit du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann.
Heute würde Goethe wahrscheinlich twittern: Sage mir, wem du folgst, und ich sage dir, wer du bist.
Einige Menschen möchten nicht nur andere erzieherisch begleiten, sondern sich selbst prägen und verändern lassen, weil sie um ihre eigenen Unzulänglichkeiten wissen. Sie suchen das Gespräch, sind dankbar für Kritik, hören hin und schauen ab, wie Menschen ihr Leben gestalten, um daraus zu lernen. Sie lesen Bücher, besuchen Angebote der örtlichen Kirchengemeinde oder nehmen teil an Seminaren. Wir sprechen von Charakterbildung oder Persönlichkeitstraining.
Kein einfacher Weg, sich charakterlich verändern zu wollen. Als Christ lasse ich Gott wirksam werden. Mehr noch: ich suche Gottes Gegenwart, damit er meine Werte und Ziele, meinen Charakter und mein Verhalten formen kann. Ja, ich weiß, da ist noch viel Luft nach oben. Deshalb bin ich auf seine Hilfe angewiesen. Aber ich bin auf Wachstumskurs – wie die Bäumchen aus der Naturverjüngung. Und ich bin gespannt, was aus der kleinen Pflanze noch werden kann.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde