... sagte der Reporter in der Tagesschau.
Vermehrt hatte ich in den vergangenen Tagen diesen Satz in den Nachrichten gehört:
Wir schauen nach oben.
Berichterstatter über die Überflutungen in Bayern und Baden-Württemberg wiederholten den Satz.
Kurz war ich erwartungsvoll erschrocken und dachte: ‚Wollen die jetzt in den Nachrichten beten?‘.
Wollten sie nicht.
Sie wollten nur nach den Regenwolken schauen.
Schauen, ob es weiterhin regnet oder ob ein Ende in Sicht ist.
Ein Gebet in den Nachrichten. Das wäre spektakulär gewesen. Ein betender Reporter. Warum eigentlich nicht!? Nicht nur die Bundeswehr und die Feuerwehr zur Hilfe rufen, sondern den zur Hilfe rufen, der Regen schicken und Regen auch beenden kann.
Bei den Wassermassen will niemand das Nachsehen haben. Deshalb heißt es vor allem: Nach vorne schauen. Halten die Dämme? Sind genug Sandsäcke da? Wo gibt es Quartiere für die Nacht? Und damit wird auch nach links und rechts geschaut. Die Reporter schauen nach oben. Oder ist dieser ‚Blick nach oben‘ eine Metapher gewesen, quasi der unausgesprochene Hilferuf – und nicht nur der Blick nach Regenwolken?
Hanns Guck-in-die-Luft schaute auch nach oben. Der Frankfurter Psychiater Heinrich Hoffmann hat ihm 1844 ein schriftliches Denkmal gesetzt. Zappel-Philipp, Suppen-Kaspar, Daumenlutscher, der fliegende Robert und eben Hanns, sollten in den erzählten und bebilderten Geschichten der Erziehung dienen.
Letzterer war die Mahnung, nicht als Tagträumer durchs Leben zu gehen. Den Kindern heutzutage täte es dagegen gut, wenn sie ab und zu nach oben schauten und nicht nur auf das Display des Smartphones. Und vielleicht täte es auch den Erwachsenen gut: einfach mal dem Himmel und den Wolken nachschauen. Mal wieder den funkelnden Sternenhimmel betrachten.
Beides gehört zum Leben: Die Sandsäcke gegen die Fluten mit Sand füllen und mit gefalteten Händen nach oben schauen und den bitten,
der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn
.
Paul Gerhardt (1607-76) singt weiter: Der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.
Wenn Überschwemmungen die Autobahnen oder Gehwege verschwinden lassen, dann werden Boote und Helikopter eingesetzt. Aber Menschen wollen auch wieder trockenen Fußes unterwegs sein, sich wieder frei bewegen können. Und sich schlussendlich auch in den ganz persönlichen Land-Unter-Erfahrungen nicht unterkriegen lassen: Daher schauen Menschen nach oben - und erwarten (auch) von dort ihre Hilfe und sind deshalb noch lange keine Tagträumer.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde