Was hat Weihnachten mit Windeln zu tun?
Versetzen wir uns kurz in den Stall von Bethlehem. Was sehen wir dort:
Futtertrog und Vieh. Heu und Stroh. Krippe und Windeln.
Zeichen des Menschlichen. Des Allzumenschlichen.
Parfüm des Irdischen umgibt den Sohn Gottes. Es riecht nach Alltag.
Fragen Sie sich auch manchmal: Und das soll Gottes Sohn sein? In Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend? Wäre eine Geburt im Schloss oder 5-Sterne-Hotel nicht angemessener gewesen?
Dagegen kommt Gott in seinem Sohn in der muffig-miefigen Duftszenerie eines Stalles an.
Doch gerade so kommt Gott in Jesus mir nah. Nur so ist er ansprechbar, zugänglich, greifbar.
Endlich kann ich auf meiner Ebene, auf Augenhöhe, Kontakt mit dem lebendigen Gott aufnehmen: Jeder von uns startet das Leben in der Windel. Kaum jemand im Palast. (Selbst dort werden Windeln und Puder verwendet.) Jetzt muss ich mich nicht mehr mit einer bestimmten Duftnote einnebeln und umgeben, sondern darf so riechen, wie ich bin: vielleicht herb oder lieblich, vielleicht streng oder blumig.
Wie unendlich groß muss Gott sein, dass er es sich leisten kann, als Kind in einer Krippe auf diese Welt zu kommen. Ich staune! Der Christstollen ist Symbol für das in Windeln gewickelte Jesuskind.
Eine Windel ist nicht besonders festlich. Sie riecht nicht nach Tannengrün und Zimt. Gott kommt als Kind auf die Welt. Eine Premiumwindel mit Auslaufschutz gab es damals noch nicht, aber dem Arzt Lukas ist dieser kleine Hinweis mit der Windel so wichtig, dass er sie in der Weihnachtsgeschichte erwähnt. Warum?
Eben darum: Gott wird Mensch! Er schenkt sich selbst zum Fest. Die Geburtstagsparty kann beginnen: Für Angst ist kein Platz mehr, denn: Freude macht sich breit! Es riecht nach Alltag. Und genau da will Gott hinein: in den alltäglichen Geruch deines Lebens. Du musst nicht erst die Badewanne aufsuchen und dann den Klassiker von Chanel oder den frisch-würzigen Duft von Versace auftragen. Mit Verlaub: Gott weiß, was für Stinkstiefel wir sind.
Im Gegenteil: Nach der Begegnung mit Gott können wir Duft verströmen. Den Duft seiner Liebe und Freundlichkeit. Weihnachten gilt es daher nicht zu verduften, sondern mit meinem ganzen Mief Gott zu begegnen. Er trägt Windeln und ich darf mit dem Inhalt meiner vollen Windel zu ihm kommen – ungewöhnlich, aber das ist Weihnachten! Frohes Fest!
Bleiben Sie gesund und behütet.
Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde