Müssen wir heute wieder das spielen, was wir wollen?
fragt das Kindergartenkind genervt die Erzieherin im Kindergarten.
In der Frage klingt die Bitte nach Vorgabe und Anleitung mit.
In meinem Heimatort begegnet mir die Waldkindergartengruppe.
Nicht alle Kinder halten sich an die Anweisung, dass sie bis zur Holzhütte
rennen dürfen.
Die Erzieherin macht eine klare Ansage – ich staune.
Auf Nachfrage erklärt sie mir: Wir haben als Waldkindergartengruppe keine begrenzten Räume, wir müssen uns diese schaffen!
Begrenzte Räume.
Gut, wenn Kinder das früh lernen – und Erwachsene es ihnen vermitteln und selbst beherzigen.
Der Kinofilm Oppenheimer
ist ein Lehrbeispiel.
Reinhard Mey singt: Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein
.
Dabei bringt er die Sehnsucht zum Klingen, die der Marlboro-Mann in der Werbung mit seinem Glimmstängel verkörperte.
Die Sehnsucht nach Freiheit kollidiert oft mit dem begrenzten Lebensraum, mit Normen und Vorgaben:
Niemand würde den zappelnden Fisch außerhalb des Wassers beneiden und sagen: nun ist er endlich frei, schaut mal, wie er sich freut!
Im Gegenteil: Das ist sein Todesurteil.
Auch er braucht die Begrenzung.
Der Theologe Dietrich Bonhoeffer formuliert: Niemand erfährt das Geheimnis der Freiheit, es sei denn durch Zucht.
Zum Leben benötigen wir beides: Grenzen und Freiheit.
Wie bringen wir beides unter einen Hut?
Der Neurologe Viktor Frankl konstatiert: Freiheit ist sinnvoll nicht denkbar ohne Verantwortlichkeit.
Ich habe den Amerikanern deshalb geraten, ihre Freiheitsstatue an der Ostküste, durch eine Verantwortlichkeitsstatue an der Westküste zu ergänzen
Falsch verstandene Freiheit führt oft in neue Abhängigkeiten.
Daher: Freiheit braucht die Begrenzung.
Halten wir das fest.
Ich gehe aber noch weiter: Freiheit gibt es nur in der Abhängigkeit von Gott.
Er ist der Geber der Freiheit.
Die Freiheit des Menschen besteht nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will
, formuliert der Philosoph Jean Jaques Rousseau.
Eine solche Aussage findet sich selten!
Der Evangelist Johannes (Joh.8,36) ergänzt in seinem Evangelium:
Wenn euch der Sohn Gottes frei macht, dann seid ihr wirklich frei.
Denn: Man ist immer auf Kosten eines anderen frei.
(Albert Camus) Kann es sein, dass es echte Freiheit nur in der Bindung an den Schöpfer und Erhalter dieser Welt geben kann?
Freiheit braucht Grenzen. Ein großes Thema, das hier nicht umfassend angesprochen werden kann.
Ein kleines Fazit für den Alltag könnte lauten: Können wir Freiheit als ein Fest begreifen, das im vorgegebenen Lebensraum stattfindet und sich darin bewährt?
Bonhoeffer weiß, dass Freiheit an und für sich keinen Wert hat
.
Erst in festen Grenzen und Normen wird Freiheit erlebt.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde