Das Gemeindetelefon klingt. Die Anruferin fragt, ob die Gemeinde Interesse an Modellautos hat.
Ich schlage vor, dass sie einen Schuhkarton voll mitbringt und wir gemeinsam überlegen, ob wir etwas damit anfangen können.
Es handelt sich nicht um ein paar Modellautos
, sagt die Anruferin, es sind schätzungsweise 1500-2000 Stück. Originalverpackt. Unbespielt.
Da der leidenschaftliche Sammler verstarb, suchen die Autos nun einen neuen Liebhaber.
Oder eine Liebhaberin.
Einige der Modellautos (Maßstab 1:87) kommen auf dem Tisch im Gemeindebüro an.
Gemeinsam packen wir die Schätzchen aus – und staunen.
Eigentlich habe ich mit Modellautos nichts am Hut, aber ich merke, wie sich ein Fieber
breit macht, Faszination, Begeisterung
– und die ersten Modelle schon beiseitegelegt werden, mit der Fragestellung: Wo kannst du die bei dir zu Hause hinstellen?
Ob meine Frau einverstanden ist, wenn neben dem Modelltraktor (1:43) meines Originals sich noch andere Modelle ansammeln?
Ich frage mich: Müsste man nicht eher Modelauto statt Modellauto schreiben und sagen, angesichts der Schönheit und detailgetreuen Wiedergabe der Vorbilder? Ich bin fasziniert: Lkw reiht sich an Lkw. Manche unterscheiden sich erst auf den zweiten Blick in Nuancen, weil der Scania in echt ein Facelifting erhielt, gab es das Fahrzeug auch ein weiteres Mal als Modell. Unfassbar!
Wie viel Freude und Leidenschaft hat der verstorbene Sammler daran gehabt? Wie viel Zeit und Geld wurde investiert? Welche Faszination hat die Sammlung auf ihn ausgeübt? Bestimmt war sie sein Ein und Alles!
Schnell ergibt sich bei der Internetrecherche, dass die Schätzchen zum Teil einen nicht unerheblichen Wert haben. Unweigerlich denke ich an Gottes Leidenschaft für seine Menschen. Für dich und mich. Jeder Einzelne ein Unikat, Abbild vom Original und von unschätzbarem Wert. Gott ist menschenverliebt, fasziniert und begeistert – von jedem. In Jesus gibt er alles für uns!
Es drängt sich mir aber auch die Frage auf: Wie viel Leidenschaft habe ich für Gott?
Erwidere ich seine Leidenschaft für mich?
Oft merke ich, dass ich meine Lebensfreude an Schätzen
festmache, die ich zwar in Händen halte, aber auch schnell verlieren kann.
Gott wird in der Bibel als Sammler bezeichnet (1.Chr.16,35). Er sammelt nicht aus Zeitvertreib und betrachtet uns nicht in der Vitrine. In seiner Hand sind wir gut aufgehoben, jeder einzelne, nicht als unüberschaubare Masse, sondern als Einzelstücke. Nur zu häufig sträuben sich Menschen gegen Gottes Sammelleidenschaft – aus Angst, ihre Freiheit zu verlieren, wenn sie Gott gehören.
Ich gehöre gerne zur Sammlung Gottes. Er hat mich gefunden, ich bin für ihn unschätzbar wertvoll!
Bleiben Sie gesund und behütet.
Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde