Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

06.07.2023

Der Mond

Seitdem die Amis auf dem Mond waren, hat sich die Welt verändert und es ist nichts mehr, wie es war, behauptet meine frühere Nachbarin. Nun, wissenschaftlich überprüfen lässt sich die Aussage nicht. Gefühlt könnte etwas dran sein. Wobei: die Welt sich fortlaufend verändert. Kulturen, Sprachen, Technik, Wissenschaft, Arbeit, Klima – alles verändert sich. Sokrates würde lächeln über die Behauptung, dass sich seit 1969 Respekt und Tugenden, Moral und Zusammenhalt grundlegend geändert haben. Er analysierte schon im 5. Jahrhundert v. Chr. in Athen: Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. Klingt nach chaotischen Zuständen!

Definitiv war die Mondlandung ein spektakuläres Ereignis und ein Meisterstück der Raumfahrttechnik. Ein bisschen erinnert sie an den Turmbau zu Babel. Bis in den Himmel sollte der Turm reichen, so hatten es sich die Erbauer vorgenommen. Einen Namen wollten sie sich machen - mit ihrem Turm. Doch so weit kam es nicht: Die Sprachenverwirrung setzte dem Vorhaben ein Ende.

Zurück zum Mond. Er ist sehr schön anzusehen, egal ob als Vollmond oder Sichel. Auch die Naturereignisse Sonnen- oder Mondfinsternis sind faszinierend. Schlafwandelnde Menschen werden vom Mond beeinflusst. Ebbe und Flut haben es mit dem Mond zu tun und manche Menschen, z. B. in der Land- und Forstwirtschaft, achten seit alters her darauf, dass bestimmte Arbeiten in der Natur in der richtigen Mondphase erledigt werden. Die tägliche Bewegung des Mondes und die darin enthaltene Information über die Himmelsrichtungen wird von Zugvögeln und einigen Arten nachtaktiver Insekten zur Navigation genutzt.

Großartig, so ein Mond. Trotz ausgeklügelter Mondlandung ist die Menschheit im Umgang miteinander nicht klüger geworden. Matthias Claudius dichtet im Abendlied Der Mond ist aufgegangen:

Wir stolzen Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder,
Und wissen gar nicht viel.
Wir spinnen Luftgespinnste
Und suchen viele Künste,
Und kommen weiter von dem Ziel.

Claudius konstatiert: Die Menschheit verfehlt mit ihren Künsten ihr Ziel. Was für eine Tragik! Was ist das Ziel des Menschseins? Anhand des Mondes erklärt Claudius weiter, dass wir Menschen eine Sehschwäche haben:

Seht ihr den Mond dort stehen? –
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wer eine Sehschwäche hat, braucht Hilfe. Gut, wenn wir uns auf den verlassen, der alles sieht und den Durch- und Überblick hat, wie sonst niemand: Der Macher des Mondes. Denn wie er entstanden ist, das weiß selbst die Wissenschaft (noch) nicht. Menschen finden ihr Lebensziel, wenn sie den Macher des Mondes finden.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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