Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

15.06.2023

Man in Black

Der Terminkalender erinnert: Heute Nachmittag heißt es Gottesdienst feiern im Altersheim. Weil es stark regnet, fahre ich direkt mit dem Fahrrad vom Gemeindehausbüro zum Gottesdienst ins Altersheim und ziehe mich nicht vorher zu Hause um. Kein Anzug, kein Sakko, nicht schwarz/weiß – einfach leger. Genau genommen: grüne Hose, grüner Hoodie. Angekommen, spüre ich fragende Blicke: will der Pastor so etwa den Gottesdienst halten? Ja, will er. Denn es kommt nicht auf das Äußere an. Sondern auf den Inhalt. Nicht die Verpackung zählt, sondern das, was drin ist. Ich spreche meine Kleidung kurz an, bevor es losgeht, erkläre die Umstände und gehe vom Einverständnis der Besucher aus. Eine der älteren Damen meint: Sie sehen umwerfend aus. Na also.

Da grün die Farbe der Hoffnung ist, und der Gottesdienst hoffnungsvoll stimmt, passt die Kleidung doch irgendwie.

Mitarbeiterinnen des Altersheimes versuchen noch eine Bewohnerin zur Teilnahme zu bewegen. An mein Ohr dringt die Ablehnung: Pfarrer sind alle verlogen. Die Aussage sitzt und schmerzt mich. Wie viel Enttäuschung liegt in dieser Erfahrung. Es ist ja auch was Wahres dran: Wer im Talar oder Priesterrock auftritt, sagt deshalb noch lange nicht durchweg die Wahrheit. Wie auch, wir sind Menschen - Worte und Taten klaffen manchmal weit auseinander. Auch Menschen im grünen Hoodie sind davon nicht ausgenommen.

Für den nächsten Gottesdienst nehme ich mir vor, dass mein Äußeres auch zum Anlass passt. Wichtiger noch: Dass das, was wir nach Außen vorgeben, auch nach innen stimmt und umgekehrt. Ich gebe nicht viel auf deinen Glauben, wenn er nicht sichtbar ist, sagt Charles Haddon Spurgeon, der englische Erweckungsprediger, Lampen reden nicht, sie scheinen!

Anders formuliert: Leere Worte interessieren niemand. Verlogene Worte schon gar nicht. Die Frage ist, ob die Botschaft gedeckt ist. Egal, ob als Pfarrer im Anzug, Eltern in der Erziehung, Vorgesetzte im Unternehmen oder Politiker in der Regierung.

Ich wünsche unserer Gesellschaft und jedem Einzelnen, dass wir glaubwürdig sind in unseren Worten, weil unsere Taten dieselbe Sprache sprechen.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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