Meine Frau und ich sind schon so lange verheiratet: man bekam damals zur Hochzeit von einer Tante noch ein Bowleservice geschenkt. Seit dem steht es im Wohnzimmerschrank. Es hat seinen festen Platz im Sideboard und ist schön anzusehen. In den vergangenen 34 Jahren wurde es höchstens zweimal benutzt. Bei jedem Umzug, und davon gab es viele, wurde es fein säuberlich verpackt und am neuen Wohnort wieder ausgepackt. Es ist zur Dekoration verkommen.
Beim Geschirr ist es ähnlich. Wir haben zwei: eins für den Alltag, eins für den Sonntag bzw. für festliche Tage. Und zu meiner Kindheit galt dies auch für die Kleidung: Es gab die Hosen für die Woche und die Hose für die besonderen Anlässe.
Vermutlich war es bei manchen von Ihnen ähnlich. Geschont wurden die Sachen. Bloß aufpassen, dass nichts kaputt geht. Und über die Jahre kam das feine Sonntagskaffeeservice, das freilich mit der Hand und nicht mit der Spülmaschine gespült wurde, aus der Mode – unsere Kinder würden es mit zu einem Polterabend nehmen. Allerlei steht in unseren Wohnungen herum. Geschont wird es. Zu schade zum Gebrauch, denn es könnte ja zu Schaden kommen.
Mancher Zeitgenosse ist sich womöglich auch zu schade, sich gebrauchen
zu lassen.
Für ein Ehrenamt oder einer Aufgabe in der Gesellschaft, im Verein, in der Kirche oder Nachbarschaft.
Sind sich die einen zu schade für solch eine Aufgabe, haben andere Angst sich die Finger oder die Klamotten schmutzig zu machen.
Ach ja, und für was auch?
Es geht doch sowieso alles den Bach runter und irgendwann ist Schluss.
Wenn jeder an sich denkt, dann ist ja an alle gedacht.
Am vergangenen Sonntag haben wir das Auferstehungsfest gefeiert. Mit der Auferstehung Jesu kommt Hoffnung und Perspektive in diese Welt und ins Leben. Der Volksmund weiß: Hoffen und Harren, hält manchen zum Narren. Und der atheistische Zeitgenosse hat so viel Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, wie die Mutter, die darauf hofft, dass ein Familienmitglied Dinge mit nach oben nimmt, die sie auf die Treppenstufen legt.
Die Bibel dagegen berichtet von den Frauen, die das leere Grab Jesu fanden und von einem Engel hörten: Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten?
Er ist auferstanden; er ist nicht hier
(Die Bibel. Mk. 16,6).
Ostern ist ein Hoffnungsfest.
Das leere Grab ist ein Ende, in dem ein heller Anfang verborgen liegt.
Miteinander zu wissen: Wir sind zu lebendiger Hoffnung berufen.
Zu einer Hoffnung, die nicht verloren gehen kann.
Nicht in Gesundheit oder Krankheit, nicht im Krieg oder der Pandemie.
Nicht im Leben und nicht im Tod.
Deshalb lohnt es sich, sich einzubringen, sich gebrauchen zu lassen im Alltag und nicht angestaubt
im Wohnzimmer zu sitzen.
Ehrenamt wird zwar nicht bezahlt, ist aber unbezahlbar und eine tiefere innere Zufriedenheit gibt es gratis dazu.
Weil Gott Hoffnung für diese Welt hat, dürfen wir sie auch haben.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde