Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

30.03.2023

Stört mich nicht!

Störe ich dich? fragt der Anrufer. Nein, du störst nicht! antworte ich. Der Anrufer, ein älterer sympathischer Herr, ist weitgereist, aufgeschlossen und gebildet. Ein Gespräch mit ihm ist immer Horizont erweiternd und ein Gewinn. Manches kann ich von ihm lernen und seine Erzählungen haben Tiefgang und immer ein Quäntchen Humor und Weisheit.

Bitte nicht stören! steht auf dem Schild, das der Hotelgast an die Türklinke hängt, weil er noch schlafen will und das Zimmer später in Ordnung gebracht werden soll.

Stört mich nicht! murmelt desinteressiert der Zeitungsleser, der sich von den lauten Geräuschen um sich herum nicht stören lässt. Gelassen und konzentriert geht er seiner Lieblingsbeschäftigung nach – und liest.

In wenigen Tagen ist Ostern. Die einen planen einen Ausflug, andere erwarten die Großfamilie, wieder andere wollen ausschlafen oder aufräumen, Frühjahrsputz machen, Papierkram erledigen oder sonst wie die Feiertage nutzen. Oder einfach einmal Ruhe haben. Ob die Botschaft von Karfreitag und Ostern zwischen all den Wichtigkeiten des Lebens einen Platz findet?

Manch einer wird sagen: Die Botschaft von Karfreitag und Ostern – stört mich nicht! Es gibt Wichtigeres zu tun! Oder eben auch mal gar nichts tun. Höchstens Ostereier färben. Während die einen sich nicht stören lassen, stören sich andere am Tanzverbot am Karfreitag. Endlich hat der bewegungshungrige Zeitgenosse Zeit - und dann darf er nicht. Dabei interessiert die meisten Tanzwilligen die Botschaft von Karfreitag gar nicht. Es juckt sie nicht. Österreich hat konsequenterweise den Karfreitag als Feiertag abgeschafft: Wer in die Kirche will, soll Urlaub nehmen oder dafür Überstunden abbauen.

Ich finde es gut, dass es solche Feiertage bei uns (noch) gibt! Man kann sie für unterschiedliche Vorhaben nutzen und muss dazu nicht unbedingt in die Kirche rennen. Aber: Was, wenn die Botschaft von Karfreitag und Ostern Relevanz hat für mein Leben? Wenn ich meinen Horizont etwas weiten könnte? Mehr Tiefgang ins seichte Alltagsgeplänkel käme. Gibt es vielleicht doch einen Gott, der die Fragen des eigenen Scheiterns ernst nimmt? Was, wenn er für mich da sein will? Außerhalb dieser Wirklichkeit. Und doch ganz nah. Was, wenn es stimmt, dass einer den Tod überwunden hat und lebt? - Stört mich nicht! ist eine mögliche Antwort.

Gott ist sicherlich kein Störenfried. Für mich kann ich sagen: Ich will mich nicht nur an Karfreitag und Ostern von Gott stören lassen, sondern bewusst an jedem Tag. Was kann es Wichtigeres geben, als dass das Zeitliche dem Ewigen begegnet?

Bleiben Sie gesund und behütet.

Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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