Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

23.03.2023

Der Kuss

Der Kuss ist eine angenehme Erfindung – finde ich. Egal, ob Handkuss, auf die Wange, auf die Lippen oder als Luftkuss. Zur Not tut es auch ein Ferrero Küsschen. Oder ein Schmatzer. Der Kuss ist Ausdruck von Liebe. Einen Kuss gibt man gerne auch bei der Begrüßung oder zum Abschied, wenn es die Vertrautheit zwischen Personen zulässt. Liebevoll küssen Eltern ihre Kinder auf die Stirn, wenn sie zu Bett gebracht werden oder morgens in die Schule gehen.

Der Kuss ist ein Lippenbekenntnis.

Ein Kuss verrät, was Menschen füreinander empfinden. Ein sehr bekannter historischer Kuss ist der Kuss von Judas. Mit dem Judaskuss verrät Judas Jesus an die Personen, die Jesus ans Kreuz bringen wollen und bezahlen ihm 30 Münzen dafür. Der Kuss als Mittel, um einen Menschen zu verraten – was für eine perverse Situation. Verrat ersetzt Vertrauen.

Aber wer kennt solche Situationen nicht aus eigener Erfahrung: Unsere Welt ist oft eine Mischung aus Liebe und Verrat. Ähnlich wie der Kuss des Judas. Wir suchen die Liebe, hungern nach ihr und finden oft nur Heuchelei. Wo gibt es echte Liebe? Dauerhafte Liebe? Liebe, die durch dick und dünn hält und trägt? Liebe, die nicht in der Enttäuschung endet.

Einer der Freunde von Jesus, Petrus, greift in dieser Situation zum Schwert und haut Malchus ein Ohr ab. Eine Kurzschlussreaktion. Panik. Verteidigung. Da wo mir das Leben und die Menschen entgegengesetzt zu meinen Vorstellungen begegnen, Vertrauen missbraucht wurde, möchte man manchmal dreinschlagen - wie Petrus, einer der Jünger von Jesus. Nicht gleich mit dem Schwert, aber wenigstens mit der Faust auf den Tisch. Diese Nacht ist geprägt von Verrat, Heuchelei und Gewalt. Es menschelt.

Wie reagiert Jesus? Jesus lebt echte Liebe vor und gibt sie weiter. Er zeigt durch sein Handeln, was es heißt, seine Feinde zu lieben: er heilt in diesem Augenblick das Ohr von Malchus, der ihn gefangen nehmen will. In dieser Nacht begegnen sich Finsternis und Licht. Schmerz und Heilung. Hass und Liebe.

Der Verratene liebt den Verräter: Jesu Worte und Taten stimmen überein. Seine Worte sind nicht nur Lippenbekenntnisse. Auf seine Liebe ist Verlass. Brian Doerksen formuliert seine Erfahrungen mit der Liebe Jesu in einem Lied:

Deine Liebe trägt mich, festigt und erhebt mich.

Sie ist wie ein Felsen, auf dem ich sicher steh.

Deine Liebe stärkt mich, sie ist sanft und zärtlich,

ich kann es kaum fassen, sie wird nie vergehn.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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