Das Wort zum Donnerstag

Das Wort zum Donnerstag

17.11.2022

Echte Fürsorge

In einer Andacht über Schafe und ihren Hirten hatte ich mich versprochen. Aus einem Wir wollen nur das Beste für dich!, wurde ein Wir wollen nur dein Bestes!. Alle lachten und ich wusste zunächst nicht worüber. Erst später dämmerte mir langsam, dass mein Versprecher doppeldeutig war: Wir wollen nur dein Bestes, das konnte im fürsorglichen Sinne gemeint sein, es konnte aber auch heißen: Wir nehmen uns das Beste von dir.

Hintergrund: Als junger Mann hatte ich eine kleine Herde Schwarzkopfschafe. Da lag es nahe in einer Andacht in der theologischen Ausbildung über irdische Hirten und deren Schafe und den biblischen Vergleich mit dem Guten Hirten Jesus Christus und dessen Schafe, nämlich uns Menschen, zu sprechen. Hatte ich die Absicht in meiner Ansprache die Fürsorge des Guten Hirten für seine Schafe hervorzuheben, dann entstand mit dem doppeldeutigen Versprecher auch die Aussage: Der Hirte will Profit. Die Wolle, das Fleisch, die Milch - er hält die Schafe nur, damit er selbst nicht zu kurz kommt.

Manchmal entsteht der klischeehafte Eindruck von Kirche und ihren irdischen Hirten, dass sie nur die Hand aufhalten. Unterstrichen wird dieser Eindruck womöglich mit negativen Erfahrungen und die Konsequenz ist klar: Solchen irdischen Hirten und so einer Kirche wendet man als Schaf am besten den Rücken zu.

Dass der Gute Hirte, nämlich Jesus Christus, es nicht auf Wolle, Fleisch und Milch abgesehen hat, sondern in seiner Fürsorge einzigartig ist, diese Erfahrung setzt Vertrauen voraus. Im bekannten Psalm 23 nimmt der Dichter Hirte und Schafe zum Vergleich und formuliert: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. (Die Bibel. Ps. 23,1) Hier wird der Hirte nicht als egoistischer Ausbeuter erlebt, sondern als fürsorglich und selbstlos beschrieben.

Um uns herum wollen viele etwas von dir und mir: Zeit und Kraft, Rat und Unterstützung, Geld und Aufmerksamkeit, und manches mehr. Arbeitgeber, Finanzamt, Familie und Partner - gefühlt halten alle die Hand auf und wollen nur unser Bestes. Und manchmal fühlt man sich wie ein Schaf, das frisch geschoren oder gemolken wurde.

Dann ist es Zeit, sich dem Guten Hirten zuzuwenden, der in seiner Fürsorge nicht das Beste von, sondern das Beste für uns will. Und auch im finsteren Tal da ist. Vielleicht ist es an der Zeit Psalm 23 wieder bewusst zu lesen und sich der selbstlosen Fürsorge des Guten Hirten anzuvertrauen.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Ihr Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde

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