An manchen Tagen gehe ich zu Fuß ins Gemeindebüro. Ist die Fußgängerampel rot, ergibt sich zwangsläufig der Blick in die vorbeifahrenden Autos. Erstaunlich, wie viele Autofahrer während des Fahrens den Blick auf ihr Smartphone richten. Sie sind abgelenkt vom Auto fahren. Oder ist es umgekehrt: lenkt das Autofahren sie vom Blick aufs Smartphone ab? Anyway: Gefährliches Unterwegssein – für sich und andere.
Während ich weitergehe, ziehe ich den Vergleich zu meinem Glauben: Glaube und Alltag.
Ist es gefährlich
sich im Alltag mit dem Glauben zu beschäftigen beziehungsweise sich beim Glauben mit dem Alltag zu beschäftigen?
Lenkt eins vom anderen ab?
Hat das eine mit dem anderen nichts zu tun?
Ich stelle fest: Hier ist es genau umgekehrt: es gibt kein Entweder - oder.
Im Gegenteil: der Glaube gehört in den Alltag und der Alltag zum Glauben.
Klar, beim Autofahren geht nur eins: Fahren oder Smartphone. Beides gemeinsam geht nur, wenn ich entweder autonomes Fahren habe oder ein Smartphone, das mit mir spricht und Nachrichten oder E-Mails vorliest.
Und doch stelle ich fest, dass Glaube sich vom Alltag abkoppeln kann und der Alltag vom Glauben. Mag sein, dass es Zeiten gibt, in denen ich mich vom Alltag etwas zurückziehe und dem Glauben mehr Raum gebe: z.B. Fasten- oder Gebetszeiten oder eine begrenzte Zeit im Kloster. Und umgekehrt: der Alltag nimmt einen so in Beschlag, dass die Pflege des Glaubens zu kurz kommt. Beides ist keine Lösung auf Dauer.
Schnell finde ich heraus: konzentriere ich mich nur noch auf den Alltag, dann wird mein Glaubensleben ziemlich verkopft und fad: ich lebe von dem, was ich (noch) weiß. Wenig inspirierend und irgendwie lebensfern. Auf Sparflamme. Abgelenkt. Ich konzentriere mich auf dies und das und jenes, aber mein Glaube spielt eine untergeordnete Rolle und kann daher auch sein Potential nicht entfalten. Er kommt im Alltag nicht an. Konzentriere ich mich dagegen nur noch auf geistliche Themen, dann werde ich weltfremd.
Glaube und Alltag. Hier gibt es kein Entweder - oder. Sondern: Sowohl - als auch. Das eine will ins andere hineinreichen. Zeiten spiritueller Wellness und profane Dinge. Zeiten mit Gott und Zeiten der Nächstenliebe, Verzicht oder jede andere ethische Ausdrucksweise, die den Glauben im Alltag erkennbar werden lassen. Das eine tun und das andere nicht lassen.
Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
(Die Bibel. Kolosser 3,17)
Paulus lebt Christsein und Alltag nicht getrennt voneinander.
Bei ihm verschmilzt beides.
Mitten im Alltag Christ sein.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Ihr Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde