Endlich Sommer. Fast täglich bin ich an meinem Lieblingsbadesee und schwimme. Manchmal sehe ich Angler am Ufer sitzen. Geduldig wartend. Ich setze mich dazu. Spontan kommt mir ein Vergleich. Viele Menschen glauben nur, was sie sehen. Mit Gott und Kirche können sie nichts anfangen. Der Angler setzt sich ans Ufer. Dort macht er den Köder an seiner Angelrute fest und wirft sie aus, dorthin, wo er nicht hingelangen kann – weit hinaus auf den See. Still ist es. Der Angler wirft die Angel aus in der Zuversicht, Fische zu fangen. Sehen kann er die Fische nicht. Er sieht nur die Wasseroberfläche, nicht die Unterwasserwelt, die sich darunter verbirgt. Die Unterwasserwelt ist trotzdem da. Sie existiert – auch wenn der Angler sie nicht sieht.
Manchmal hat der Angler nichts gefangen und geht mit leeren Händen nach Hause – aber entspannt. Ein anderes Mal wird ein kapitaler Fisch an Land gezogen. Der Fang lädt geradezu ein, mit Freunden frischen Fisch zu grillen. Immer wieder macht sich der Angler auf und wirft seine Angel aus. Manche ein Leben lang.
Wenn ich das Angelzeug sehe ermutigt es mich, dass ich ebenso mit Zuversicht mein Gebet, wie eine Angel, in die unsichtbare Welt hinein auswerfe.
Zu meinem Gott hin.
An die Angel hänge ich als Köder
meinen Glauben.
Ich tue das in der Erwartung, dass hinter der sichtbaren Oberfläche der Eine ist, der darauf reagiert.
Und dann werde ich still und warte.
Und lebe weiter. Und werfe meine Gebetsangel
wieder aus.
Dazu braucht es auch Geduld – wie beim Angeln. Manchmal nur Minuten oder Stunden. Ein anderes Mal Tage, Wochen – manchmal Jahre. Falsch ist die Annahme, Gott löse alle Probleme, wenn ich nur genug bete. Richtig ist: in der Gegenwart Gottes ordnen sich die Prioritäten und ich bekomme neue Kraft, die nächsten Schritte zu gehen. Manchmal passieren auch Wunder. Gottes Antwort auf mein Gebet ist nicht immer die Antwort, die erwartet wurde. Vielleicht war es (noch) nicht der richtige Zeitpunkt. Vielleicht hat Gott einen besseren Plan und will mich überraschen. Auf jeden Fall freut sich der himmlische Vater, wenn seine Kinder mit ihm sprechen.
Gott hört und erhört Gebet. Sein Handeln kommt aus seiner verborgenen Welt und zeigt sich in meiner Realität. Sehen und erklären kann ich vieles nicht. Meine Geduld wird belohnt. Die Wirkung des Gebets bleibt nicht ohne Folgen.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Ihr Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde