Ich sitze im Gemeindebüro. Das Telefon klingelt. Ein Mann möchte einen Termin für einen Corona-Schnelltest.
Ich erkläre ihm, dass wir eine Kirchengemeinde sind und weder Impftermine vergeben noch Schnelltests anbieten und verweise auf andere Ansprechpartner.
Der Mann fragt noch einmal nach, wo er denn angerufen habe. Ich wiederhole: Wir sind eine Kirchengemeinde.
Prompt antwortet er: Was will ich denn da?
Gute Frage. Was will man eigentlich bei einer Kirchengemeinde? Spontan, und etwas flapsig ausgedrückt, würde ich sagen, dass unser Angebot nachhaltiger ist als eine Impfung gegen Corona. Manche Zeitgenossen sehen das sicherlich anders, ansonsten wären unsere Angebote ja überlaufen und die kirchlichen Gebäude viel zu klein.
In der Zeitung DIE ZEIT lese ich in einer Leserzuschrift: Es geht jetzt nicht mehr um irgendeinen Urlaub oder ein Smartphone, sondern um elementare Fragen
– um die drücken wir Millennials uns ja sonst oft.
Manchen Menschen stellt sich während der Corona-Pandemie die Sinnfrage. Haben die Kirchen eine Antwort?
Eine andere Leserzuschrift in DIE ZEIT lässt mich wissen: Ohne Corona hätte ich mir nie die Zeit genommen,
mich mit meinem Glauben auseinanderzusetzen.
Natürlich hoffen Menschen auf negative Ergebnisse beim Corona-Schnelltest, gut dass es ihn gibt,
und auf eine Langzeitwirkung der Impfung – und dann? Zurück ins Hamsterrad?
Oder doch noch mal innehalten und sich fragen: gibt es noch mehr als Smartphone und Urlaub?
Dr. Johannes Hartl, Augsburg, katholischer Theologe, formuliert es so: Das größte Missverständnis über Christentum ist, es würde in erster Linie um Moral gehen.
Tut es nicht.
Im Mittelpunkt steht Staunen, Faszination, Erbeben über das Geheimnis einer unvorstellbar radikalen Großzügigkeit.
Erst aus der Kapitulation vor so viel Liebe kommt der Rest.
Gottes Großzügigkeit ist Liebe – ohne Vorleistung. Gerne erklären wir Gottes Liebe – und den Rest.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Ihr Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde