26.11.2020

Advent

In diesen Tagen fällt mir eine Biografie über Jochen Klepper (1903-1942) in die Hand. Aus seiner Feder stammt das Adventlied Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. In der 5. Strophe heißt es: Gott will im Dunkeln wohnen.

Was sich zunächst etwas gruselig anhört, ist doch, Hand aufs Herz, auch mein Beitrag in dieser Welt: Nicht immer ist es durch meine Worte und Taten heller geworden. Zu mancher Dunkelheit habe ich etwas beigetragen. Vielleicht erlebst du Dunkelheit in deinem Alltag: Beruflich oder privat, gesundheitlich oder weltpolitisch, vielleicht gibt es Stress in der Schule oder du kommst mit dir selbst nicht klar. Eine eher dunkle, neblige und verregnete Jahreszeit verstärkt negative Gefühle.

Das lateinische Wort Advent steht für Ankunft. Gott will ankommen. In dieser Welt. In meiner Welt. Das ist der Hintergrund für die Worte von Jochen Klepper: Gott will im Dunkeln wohnen. Und er führt weiter aus: …und hat es doch erhellt. Symbolisch dafür zünden wir Lichter an. Am Adventskranz, in der Bummelgasse, am Weihnachtsbaum und den Lichterketten. Kerzen prägen diese Jahreszeit, weil sie dem Wunsch Ausdruck verleihen, dass es hell und warm werden soll. In dieser Welt, aber auch in meinem Herzen. Das ist adventliche Handlungsweise: wir zünden nicht nur Lichter an in der Dunkelheit unserer Tage, sondern lassen Gott mitten hinein kommen in unsere manchmal dunkle kleine Welt.

Gott zieht nicht galaktische Sternenbahnen weit oben im Kosmos. Er teilt unser Leben im Dunkel mit uns und gibt sein Licht hinein. Die Welt, die er einst schuf, gibt er nicht wieder dem Dunkel und dem Chaos preis.

An Weihnachten feiern wir, dass Gott in der Dunkelheit geboren wurde: in Jesus Christus kam er zur Welt. Weil Gott in der Dunkelheit wohnt, können alle das Licht finden. Alle, die an der eigenen Dunkelheit oder an der Dunkelheit der Welt zu verzweifeln drohen. Ein Hoffnungsschimmer! Grund genug, selbst zum Hoffnungsschimmer zu werden. Wem willst du heute ein Hoffnungslicht sein?

Bleiben Sie gesund und behütet.

Ihr Pastor Burkhard Heupel
Ev. Emmaus-Gemeinde

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