Der letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière, wird in der Berliner Zeitung zitiert:
Ich hatte eine sehr fromme Großmutter.
Die erwartete von uns Kindern, dass wir jeden Sonntag einen Gesangbuchvers auswendig lernten.
Ich hatte gelernt: Bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ.
Da hat sie gesagt: ‚Junge, wenn du erwachsen bist, wirst du mal erfahren, was Gnade ist.‘
Als ich den Zwei-plus-Vier-Vertrag unterschrieben habe, habe ich gedacht: Großmutter, jetzt weiß ich, was Gnade ist.
Die beiden deutschen Staaten waren getrennt: Mauer und Zäune markierten die Grenze. Mächte standen sich gegenüber. Der Eiserne Vorhang teilte in Ost und West. Plötzlich geschah die Öffnung der Grenze: Unfassbar. Unvorstellbar. Unglaublich.
Unterschiedliche Gefühle löste die Wiedervereinigung in Deutschland aus. Bejubelt von den einen, kritisiert von den anderen.
Bis heute wünschen sich vereinzelt Menschen das geteilte Deutschland zurück – auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung.
Passt das Wort Gnade
zu Grenzöffnung, Wiedervereinigung und zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit?
Siegermächte gaben dem vereinten Deutschland Souveränität und Einheit zurück.
Grenzen verschwanden. Aus Feinden wurden Bundespartner. Es wächst zusammen, was zusammengehört.
Ein passendes Bild für die Initiative Gottes: Gott selbst überwindet die Grenze der Trennung zwischen Himmel und Erde in seinem Sohn Jesus Christus. Die Trennung zwischen heilig und unheilig. Zwischen Gott und Mensch. Ziel: Wiedervereinigung von Gott und Mensch. Unüberwindbar ist diese Grenze gewesen. Gott selbst öffnet den Vorhang: Aus Distanz wird Bündnispartner. Einheit ist möglich: der entfernte Gott wird im Glauben zum persönlichen Gott. Jetzt kann zusammenwachsen, was zusammengehört.
Grundlage dafür, dass weitere Grenzen überwunden werden: in der Parteienlandschaft oder im sozialen Miteinander. Mauern gilt es abzubauen. Es ist erlebte Gnade, wenn Versöhnung und Wiedervereinigung geschieht.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Ihr Pastor Burkhard Heupel
Ev. Emmaus-Gemeinde