Seit einigen Tagen ist sie Pflicht: die Mund-Nasen-Bedeckung. Kurz: die Maske. Und es gibt sie in allen Farben und Formen, gekauft und selbst genäht, aus gut abgelagerten Tennissocken mit ein paar Scherenschnitten hergestellt oder mit Tuch oder Schal kreiert.
Trage ich meine Maske, dann beschlägt meine Brille und bei meinem Gegenüber sehe ich keine Regung mehr im Gesicht – nicht nur wegen der beschlagenen Brille, sondern auch wegen der Maske des Gegenübers. Gewöhnungsbedürftig und etwas unheimlich ist das schon. Meine Bekannten sehen auf Bildern aus wie Bankräuber. Bankräuber tragen die Maske aber nicht, um andere zu schützen, sondern, um nicht erkannt zu werden.
Bei allem Schutz, den die Maske bringen soll, verstärkt sie bei dem einen oder andern vielleicht auch das Gefühl des Nicht-Gesehen-Werdens, der Einsamkeit. Hinter der Maske bin ich alleine. Niemand kann sehen, wie es dahinter wirklich aussieht, wie es mir geht.
Aber auch ohne Maske schaut mein Gegenüber nur bis zur Stirn.
Nicht immer möchte ich meine Stimmungslage vor jedem ausbreiten.
Der Mensch sieht, was vor Augen ist.
Gott aber sieht das Herz an.
(nachzulesen in: Die Bibel, 1.Samuel 16,7) .
Ich bin froh, dass Gott mich sieht.
Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern wohlwollend, besorgt und interessiert.
Er sieht hinter meine Maske und hinter die Fassade.
Sein Blick ist voller Liebe für uns.
Auch wenn ich Mist gebaut habe.
Er weiß genau, wie es dir und mir geht und was wir brauchen.
Es heißt von Ihm in Worten der Bibel: Herr, du erforschest mich und kennest mich.
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.
Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege.
(Bibel, Psalm 139,1-3).
An diesen Gott darf ich mich wenden. Mit allem, was mich bewegt. So wie es mir geht. Vor ihm muss ich mich nicht verstecken und nicht verstellen. Bei ihm kann ich so sein wie ich bin. Mit und ohne Maske.
Bleiben Sie gesund und behütet.
Ihr Pastor Burkhard Heupel
Emmaus-Gemeinde